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Gottfried August Bürger

Gottfried August BürgerGottfried August Bürger (* 31. Dezember 1747 in Molmerswende; † 8. Juni 1794 in Göttingen) war ein deutscher Dichter in der Zeit der Aufklärung, der dem Sturm und Drang zugerechnet wird. Bekannt geworden sind vor allem seine Balladen sowie die Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen.

Bürger war der Sohn eines Landpfarrers. Sein Vater war an seiner Ausbildung nicht sonderlich interessiert, so dass er es der Initiative des Großvaters mütterlicherseits verdankte, dass ihm der Weg zur höheren Bildung eröffnet wurde.

Ab 1760 ging er auf die Stadtschule von Aschersleben, wo er jedoch wegen einer Schlägerei der Schule verwiesen wurde. Lore Kaim und Siegfried Streller nennen jedoch ein von Bürger verfasstes spöttisches Epigramm als Grund für den Schulverweis, gegen den Bürgers Großvater energisch protestierte. Das Pädagogium in Halle nahm ihn als Schüler auf; dort freundete er sich mit dem Lyriker von Goeckingk an. 1764 begann er auf Druck seines Großvaters ein Studium der Theologie an der dortigen Universität. Erst 1768 wurde ihm erlaubt, an die Universität Göttingen zu gehen, um dort Rechtswissenschaften zu studieren.

Zu seinen Freunden in Göttingen zählte Heinrich Christian Boie, der ihm 1772 die Stelle eines Amtmanns in Altengleichen mit Sitz in Gelliehausen verschaffte. Er arbeitete 1772 bis 1784 im Amtshaus in Gelliehausen und wohnte ab 1772 in Gelliehausen und 1774 bis 1784 in Wöllmarshausen. Boie brachte ihn auch mit dem Göttinger Hainbund in Kontakt, den Johann Heinrich Voß, Ludwig Christoph Heinrich Hölty und Graf Stolberg im selben Jahre gründeten. Eine besonders enge Studien-Freundschaft verband ihn mit dem nach 1777 in Berlin wirkenden Aufklärer und Publizisten Johann Erich Biester (1749–1816). Mit ihm trieb er in Göttingen Shakespeare-Studien. Bürger widmete Biester seine Übersetzung des Macbeth.

1775 wurde Bürger in die Freimaurerloge Zum goldenen Zirkel in Göttingen aufgenommen; von 1777 an bis zu seinem Tode war er Redner der Loge.

Mit dem Amtsantritt war der Konflikt mit dem Großvater beigelegt worden. Im Herbst 1774 heiratete Bürger Dorothea, die zweite Tochter des Justizamtmanns Johann Carl Leonhart zu Niedeck und zog ein Jahr später mit ihr nach Wöllmarshausen, einem Dorf seines Gerichtssprengels. Seine Ehe war nicht glücklich: Er verliebte sich in Auguste, die jüngere Schwester seiner Frau, die er in Gedichten als Molly besang. Nach dem Tod von Bürgers Schwiegervater 1777 zog diese mit ins Haus der Eheleute und Bürger lebte eine Ménage-à-trois, die er gegen die Widerstände des Bürgertums verteidigen musste und aus der 1782 ein von „Molly“ geborener Sohn entsprang.

Dazu kamen mancherlei häusliche Sorgen, verursacht durch geringe Einkünfte, häufige Krankheitsfälle und eine 1780 übernommene Pachtung zu Appenrode. Von seinen Vorgesetzten obendrein wegen nachlässiger Geschäftsführung angeklagt, wurde Bürger in der angeordneten Untersuchung zwar freigesprochen; doch entschloss er sich, sein Amt freiwillig niederzulegen.

Nach dem Tod seiner Frau 1784 siedelte er nach Göttingen über, um sich durch Privatvorlesungen über Ästhetik, deutschen Stil und ähnliche Themen eine neue Existenz aufzubauen. Im Juni 1785 heiratete er endlich seine geliebte Molly. Ihr früher Tod am 9. Januar 1786 stürzte ihn von neuem in eine tiefe Krise und raubte ihm für lange Zeit die Lust an der dichterischen Arbeit. Das Liebesverhältnis wurde im 19. Jahrhundert sogar Stoff für ein Drama: Salomon Hermann Mosenthals Bürger und Molly, oder ein deutsches Dichterleben: Schauspiel in 5 Aufzügen (Freiberg 1851).

Die Universität erteilte ihm bei ihrem 50-jährigen Jubiläum die philosophische Doktorwürde und ernannte ihn im November 1789 zum außerordentlichen Professor. Dieser Ehrentitel war mit keiner Gehaltszahlung verbunden.

Der Wunsch nach einem geordneten Hausstand veranlasste Bürger zu einer dritten Heirat. Eine unbekannte Verfasserin, die mit Y. kennzeichnete, hatte ihm in einem langen Gedicht, das in einer Stuttgarter Zeitschrift erschienen war, einen scherzhaft gemeinten Heiratsantrag gemacht. Bürger erfuhr über Bekannte, dass es sich bei der Unbekannten um Elise Hahn aus Stuttgart handelte. Elise wollte klarmachen, dass sie das Gedicht nicht wirklich ernst gemeint hatte; zu diesem Zeitpunkt befand sich Bürger aber bereits auf der Reise nach Stuttgart, um seinerseits Elise einen Heiratsantrag zu machen.

Am 29. September 1790 heiratete Bürger in Göttingen die 21 Jahre jüngere Schriftstellerin Elise Hahn, und am 1. August 1791 wurde ein Sohn Agathon geboren, ein kränkliches und anscheinend auch geistig behindertes Kind. Bald schon war klar, dass die Ehe scheitern würde. Ursache war, so schildert es Bürger in einem ausführlichen Brief an seine Schwiegermutter in Stuttgart, die Untreue und Liederlichkeit Elises. Sie habe stets bis in die Nacht gefeiert, dadurch sei frühzeitig ihre Milch versiegt, und dadurch sei die Behinderung des Sohnes entstanden. Er fand bei ihr kompromittierende Briefe des Grafen Friedrich August von Hardenberg (1770–1837) und beobachtete seine Frau, so seine Schilderung, durch ein durch die Tür gebohrtes kleines Loch beim Geschlechtsverkehr mit einem Studenten. Am 31. März 1792 wurde Elise vom Universitätsgericht schuldig geschieden, wodurch sie auch ihre Mitgift von 1177 Talern verlor.

Die heftige Kritik Schillers, die am 15. und 17. Januar 1791 anonym in der Allgemeinen Literatur-Zeitung erschien, schwächte weiter sein Selbstbewusstsein. Um Geld zu verdienen, lieferte er Übersetzungen für auswärtige Buchhändler. Dazu kam eine Erkrankung an Schwindsucht.

Erst als Bürger dadurch die Stimme verloren hatte, keine Vorlesungen mehr halten konnte und so auch keine Kollegiengelder mehr erhielt, bewilligte ihm das Universitätskuratorium, statt des erbetenen Gehalts, eine einmalige Unterstützung von 50 Talern.

Bürger starb am 8. Juni 1794 und wurde auf dem Bartholomäusfriedhof beigesetzt. Er hinterließ zwei Töchter und zwei Söhne.

Bis heute steht die Bürger-Rezeption unter dem Einfluss der deutschen Klassik. Es dauerte bis 1998, bis Peter von Matt Bürgers Bedeutung anders charakterisierte:

„Bürger hat das deutsche Gedicht zu einem Ereignis aller fünf Sinne gemacht. Wie das deutsche Theater vom sozialen Scharfblick Lenz’, lebt der deutsche Vers bis heute von Bürgers melodischem Sensualismus – ob das die Dichterinnen und Dichter nun selber wissen oder nicht. Seine Balladen bliesen das literarische Rokoko mit einem einzigen Stoß ins Museum. […] Und Schiller debütierte in seiner Anthologie auf das Jahr 1782 als unverstellter Bürger-Epigone. Das wurde ihm dann später so peinlich, daß er den Vorgänger öffentlich exekutierte. […] Auf diesen Text geht übrigens auch die These zurück, daß nur ein sittlich integrer Mensch ein guter Dichter sein könne – eine schiefe Behauptung, die aber immer wieder durch das literarische Deutschland geistert. Zudem verdanken wir ihm den ‚historische[n] Durchbruch zu einer neuen lyrischen Körperfröhlichkeit‘.“


Quelle: Wikipedia


Werke:

ebook Baron Münchhausens Abenteuer
(19)
Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen (* 11. Mai 1720 in Bodenwerder; † 22. Februar 1797 ebenda) war ein deutscher Adliger aus dem Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg. Ihm werden die Geschichten vom Baron Münchhausen zugeschrieben.

Der unter der Bezeichnung Lügenbaron berühmt gewordene Geschichtenerzähler gehört zur sogenannten schwarzen Linie des .... Weiterlesen...
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