Gottfried August Bürger

Deutscher Dichter der Sturm-und-Drang-Epoche und Balladenmeister
Gottfried August Bürger wurde am 31. Dezember 1747 in Molmerswende im Harz geboren. Er gilt als einer der markantesten Dichter des Sturm und Drang, insbesondere durch seine kraftvolle, volksnahe Sprache und seine virtuose Beherrschung der Balladenform.
Nach einem begonnenen Theologiestudium in Halle wandte sich Bürger ab 1768 dem Studium der Rechtswissenschaften in Göttingen zu – weniger aus innerer Berufung denn aus familiärem Druck. In Göttingen trat er dem berühmten Göttinger Hainbund bei, einem Kreis junger Dichter, die sich gegen die starre Regelpoetik der Aufklärung wandten und das Gefühl und die Natur zum Maßstab des Dichtens erhoben.
Berühmt wurde Bürger durch seine Ballade „Lenore“ (1773), ein Meisterwerk der deutschen Romantikavantgarde, das den volkstümlichen Ton mit dem Schaurigen verbindet. Der Refrain „Die Todten reiten schnell“ wurde zum geflügelten Wort – und später von Bram Stoker in Dracula aufgegriffen. Auch seine Versepen über den Lügenbaron Münchhausen, die auf volkstümlichen Stoffen beruhen, fanden weit über Deutschland hinaus große Resonanz.
Bürgers Leben war geprägt von emotionalen Extremen, beruflicher Unsicherheit und tragischen Verlusten. Seine leidenschaftliche Beziehung zu seiner Schwägerin Auguste, von ihm in den Gedichten als „Molly“ verklärt, war ebenso intensiv wie unglücklich. Nach einer kurzen Ehe mit ihr, die 1786 an einem Lungenleiden verstarb, blieb er innerlich gebrochen. Auch seine zweite Ehe war nicht von Glück gesegnet.
Trotz seiner dichterischen Erfolge – etwa als Übersetzer Shakespeares und als stilbildender Balladendichter – konnte Bürger zeitlebens keine gesicherte Existenz aufbauen. Eine Professur für Ästhetik in Göttingen, die er 1789 antrat, wurde ihm bald wieder entzogen. Er starb verarmt und gesundheitlich zerrüttet am 8. Juni 1794 in Göttingen.
Bürgers Werk gilt heute als Brücke zwischen Aufklärung, Sturm und Drang und Frühromantik. Seine Balladen prägten Generationen von Dichtern – von Achim von Arnim über Heinrich Heine bis hin zu Theodor Fontane.
Werke:
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