Der Ruhm von Dickens stand nie so hoch als zur Zeit der Vollendung von David Copperfield. Die Popularität, die dieses Buch von Anfang an errang, wuchs in einem Maße wie bei keinem vorhergehenden Werke, mit Ausnahme Pickwicks.
Wenn das Talent nicht größer war als im Chuzzlewit, so übte der Gegenstand doch eine größere Anziehungskraft aus; die Begebenheiten waren mannigfaltiger, das Spiel der Charaktere freier, und außerdem herrschte eine, allerdings allgemeine und unbestimmte Vermutung, die das Interesse nicht wenig verschärft hatte, daß nämlich der Dichtung etwas aus dem Leben des Autors zugrunde liege.
Aus seinem handschriftlichen Nachlasse hat sich nun einerseits ergeben, daß in David Copperfield allerdings Wahrheit und Dichtung eng miteinander verflochten sind, anderseits aber zugleich, daß man mit der Identifizierung von Dickens mit David Copperfield früher viel zu weit gegangen ist. Die Lebensgeschichte des Dichters deckt sich mit der des David Copperfield nicht weiter als die traurigen Hungerford-Szenen reichen!
Hier ist nun freilich die interessante Tatsache zu verzeichnen, daß Dickens lange vor der Konzeption des David Copperfield seine Autobiographie zu schreiben begonnen hatte, und daß er das Bruchstück, das von seinen mit Bob Fagin und Paul Green verlebten Jahren handelte, ohne wesentliche Änderungen dem Romane einverleibte. Alles, was über diese Episode hinausgeht, ist nicht Autobiographie, sondern eitel Fiktion. Besonders irrig ist es, in dem Charakter des David Copperfield den von Dickens suchen zu wollen, man müßte denn beide nach Analogie des Satzes einander nahe bringen wollen, daß sich die Gegensätze berühren. |