Honore de Balzac
Honoré de Balzac (* 20. Mai 1799 in Tours; † 18. August 1850 in Paris) war ein französischer Schriftsteller. In den Literaturgeschichten wird er, obwohl er eigentlich zur Generation der Romantiker zählt, mit dem 16 Jahre älteren Stendhal und dem 22 Jahre jüngeren Flaubert als Dreigestirn der großen Realisten gesehen. Sein Hauptwerk ist der 88 Titel umfassende, aber unvollendete Romanzyklus La Comédie humaine (deutsch: Die menschliche Komödie), dessen Romane und Erzählungen ein Gesamtbild der Gesellschaft im Frankreich seiner Zeit zu zeichnen versuchen.Balzacs Werk: Gesamtplan, Stil und Wirkung
Die Comédie Humaine (Die menschliche Komödie) sollte Balzacs Lebenswerk werden, das er jedoch nicht mehr vollenden konnte. „Nur“ 91 der geplanten 137 Romane und Erzählungen wurden fertiggestellt.
Balzac verband die einzelnen Texte zu einem Zyklus, indem er viele Figuren mehrfach auftreten ließ. Mit dieser literarischen Innovation wollte er ein System schaffen, das seiner Intention entsprach, ein umfassendes (Sitten-)Gemälde seiner Zeit zu entwerfen: „Die Unermesslichkeit eines Planes, der zugleich die Geschichte und die Kritik der Gesellschaft, die Analyse ihrer Übel und die Erörterung ihrer Prinzipien umfasst, berechtigt mich, so scheint es mir, meinem Werk den Titel zu geben, unter dem es heute erscheint: ›Die menschliche Komödie‹.“
Balzacs Erzählweise gilt in der Literaturgeschichte als prototypisch für den traditionellen Roman „à la Balzac“, d. h. einen Roman mit interessanten, nicht eben Durchschnittstypen verkörpernden Protagonisten, einer interessanten und mehr oder minder zielstrebigen Handlung sowie einem eindeutigen Vorherrschen der auktorialen Erzählsituation.
Beeinflusst ist Balzac noch von der Romantik; er neigt zum Melodramatischen. Triviale Verstrickungen erscheinen als tragisch, Süchte als Leidenschaften, Unglückliche werden zu Helden oder Heiligen, Frauengestalten zu Engeln. Dabei scheut er auch vor der Dämonisierung seiner Figuren nicht zurück. Ausgesprochen typisch für sein Werk ist nach Erich Auerbach die Harmonie zwischen den handelnden Personen mit ihren physisch-moralischen Qualitäten und den sie umgebenden Räumen bzw. Milieus. Auerbach spricht in diesem Zusammenhang von einer „Stileinheit“ des Milieus vor allem der niederen und mittleren Klassen, wodurch extrem suggestive Bilder erzeugt würden. So signalisiere das historisch entstandene Milieu der Madame Vauquer aus Le Père Goriot eine „niedrige und gemeine Beschränktheit“, eine Mischung von „Dummheit, Schlauheit und versteckter Lebenskraft“. Auerbach bezeichnet diesen Stil als „atmosphärischen Historismus“ und „atmosphärischen Realismus“: Balzac fasse die Gegenwart in ihrer Gewordenheit, also als Geschichte auf.
Innerhalb dieses literarischen Spiegelbildes der zeitgenössischen Verhältnisse schrieb Balzac jüdischen Figuren antijüdischen Klischees entsprechende Charakteristika zu: Nucingen, einer der großen Bankiers in Paris, wird als habgierig gezeichnet. Nebenbei besitzt er deutsche Wurzeln, wie auch Fritz Brunner aus Le Cousin Pons, dem Balzac beaucoup de juiverie („ein großes Maß an jüdischer Verschlagenheit/Gerissenheit“) attestiert.
Mit seiner relativ ungeschminkten Darstellung der gesellschaftlichen Realität prägte Balzac Generationen nicht nur französischer Autoren und bereitete den Naturalismus vor. Sein Prinzip der Verbindung einer ganzen Serie von Romanen durch ein System wiederkehrender Figuren wurde von Émile Zola in dessen Zyklus der Rougon-Macquart aufgegriffen.
Quelle: Wikipedia
Werke:
|
|