Die Humoreske „Der Besuch im Carcer“ von Ernst Eckstein wird als eine der scharfzüngigsten Gymnasial-Satiren der Gründerzeit gehandelt. Die Handlung setzt an einer deutschen Gymnasialanstalt an: Der Direktor Dr. Samuel Heinzerling sieht sich mit dem unverschämten Schüler Wilhelm Rumpf konfrontiert, der das strenge Regime und die Autorität von Lehr- und Verwaltungsseite mit verspieltem Unfug bloßstellt. Die disziplinarisch gedachte „Carcer“-Strafe wandelt sich in ein Theater von Rollentausch, Lächerlichkeit und pädagogischer Hybris.

Was die Erzählung besonders macht, ist nicht zuletzt ihr Stil: Eckstein bedient sich überhöhter sprachlicher Mittel, karikiert sein Sujet mit witziger Übertreibung und lässt zugleich einen kritischen Blick auf die autoritären Strukturen des Schulwesens im 19. Jahrhundert erkennen.

Wer das Buch liest, erhält nicht nur eine heitere Geschichte über disziplinarische Strenge und jugendlichen Trotz, sondern auch eine literarisch und historisch interessante Reflexion darüber, wie Schule, Stil und Macht in der Epoche der Gründerjahre zusammenwirkten.

Editor: Hans-Jürgen Horn