In „Fipps, der Affe“ entfaltet Wilhelm Busch auf satirisch-biographische Weise eine Bildergeschichte zwischen Witz und Tragik. Ursprünglich 1879 beim Bassermann Verlag erschienen, zeigt sie den Affen Fipps, der von seiner afrikanischen Heimat entführt, nach Bremen gebracht und dort gezähmt, aber bald zum Unruhestifter wird.
Busch gliedert die Erzählung in zwölf Kapitel, in denen Fipps – stets listig, frech, unruhig – eine Spur von Verdruss, Chaos und Überraschung hinterlässt: Er stiehlt Gebäck, stört Friseure, neckt Tiere, entflieht aus Haus und Gefängnis und mischt sich in das Leben seiner Umgebung ein. Ein dramatischer Höhepunkt folgt, als im letzten Kapitel Fipps auf der Flucht erschossen wird, als er von einem Baum fällt – und nur das junge Mädchen Elise zeigt Mitleid.
Stilistisch verbindet Busch pointierte Reimverse mit reduzierten, expressiven Zeichnungen: das Komische und das Groteske sind eng verwoben, und der Autor scheut nicht vor harscher Konsequenz zurück – wichtiges Merkmal seiner Bildergeschichten.
Aus heutiger Perspektive werfen einige Aspekte Fragen auf: die Darstellung Afrikas und der „schwarzen Männer“ wirkt stereotyp und datiert; manche Szenen tierischer Gewalt rufen Unbehagen hervor. Doch gerade diese Spannungen machen das Werk zugleich zu einem literarischen Experiment: Es konfrontiert uns mit moralischer Ambivalenz, mit der Frage von Freiheit und Verantwortung, von Auflehnung und Vergeltung.
In seiner Mischung aus lakonischem Humor und tragischem Ausgang, in seiner formalen Kühnheit und seiner Unbequemlichkeit bleibt „Fipps, der Affe“ ein höchst eigenwilliger Beitrag zu Wilhelm Buschs Œuvre – geeignet, nicht nur unterhaltsam gelesen, sondern auch kritisch reflektiert zu werden.
Die Ursprungsversion dieser Ausgabe stammt aus Oktober 2020 und liegt nun in einer überarbeiteten Version bei Zulu-Ebooks.com vor. |