Wilhelm Busch entwirft in „Hans Huckebein, der Unglücksrabe“ ein kleines, aber feines Panoptikum von Bosheit, Ironie und tragischem Humor. Die Bildergeschichte – 1867 erstmals veröffentlicht – folgt dem frechen Raben Hans Huckebein, der vom Knaben Fritz gefangen wird und bei seiner Aufnahme in den Haushalt von Tante Lotte rasch zum heimlichen Terrorherrscher mutiert.
Buschs lakonischer Versstil (durchwegs Paarreim) verleiht dem Geplänkel zwischen Tier und Mensch eine rhythmische Leichtigkeit, während sich im subversiven Kern ein düster-satirisches Menschenbild offenbart.
Der Rabe ist kein bloßer Störenfried: Er stachelt Eifersucht und Zwist zwischen Hund und Kater an, mischt sich in Haus und Hof ein, und verwandelt das häusliche Idyll in ein Schlachtfeld humorvoller Zerstörung (um Teller, Eier, Wasser, Likör).
Sein Ende ist gnadenlos: In seiner Übermut und Selbstüberschätzung strickt er sich selbst ins Unglück – der Rabe erliegt seinem eigenen Furor. Die abschließende Moral „Die Bosheit war sein Hauptpläsier“ wirkt dabei nicht wie eine fromme Belehrung, sondern wie ein ironischer Kommentar auf die zerstörerische Kraft charismatischen Unheils.
Buschs Erzählweise vermischt groteske Komik mit existenzieller Spannung: Obwohl Hans Huckebein als Figur der Bosheit gezeichnet ist, wirft die Geschichte Fragen auf: Wo endet listige Freiheit, wo beginnt Selbstzerstörung? In dieser Bildergeschichte offenbart sich Busch als Vorläufer der modernen schwarzen Komik: Er lässt seine Leser schmunzeln und erschaudern zugleich – und zeigt, dass hinter dem Kikeriki manchmal das Krachen lauert.
Die Ursprungsversion stammt aus Juli 2005 und liegt nun als Edition Zulu-Ebooks.com mit neuen, verbesserten Bildern in überarbeiteter Form vor. |