Conrad Ferdinand Meyer

Im Schatten der Erinnerung wächst das dichterische Licht
Conrad Ferdinand Meyer wurde am 11. Oktober 1825 in Zürich geboren. Er entstammte einer alteingesessenen Patrizierfamilie, sein Vater war Historiker und Staatsrat, die Mutter musisch gebildet, aber psychisch labil – ein Umstand, der das Leben des jungen Meyer nachhaltig prägte. Nach dem frühen Tod des Vaters und dem tragischen Selbstmord der Mutter blieb der sensible Sohn innerlich zerrissen, schwankend zwischen Ordnungsliebe, religiösem Ernst und kreativer Vision.
Er studierte zunächst Jura, wandte sich jedoch bald der Geschichte und Literatur zu. Reisen nach Paris und Italien öffneten ihm den Blick für Kunst, Architektur und die dramatische Tiefe vergangener Jahrhunderte. In Rom fand er die geistige Heimat, die er im Alltag nie zu erreichen vermochte. Seine dichterische Stimme erhob sich spät, doch mit seltener Klarheit: 1871 erschien das Versepos Huttens letzte Tage, gefolgt von den historischen Novellen Das Amulett, Der Heilige, Angela Borgia und Die Hochzeit des Mönchs. Sie alle vereinen präzise Sprache mit moralischer Tiefe und psychologischem Feingefühl.
Meyers Werk steht im Zeichen des poetischen Realismus – er suchte Wahrheit in der Form, Schönheit in der Disziplin, Geist in der Geschichte. Seine Gestalten handeln zwischen Pflicht und Leidenschaft, Glaube und Zweifel, Geist und Körper. In ihnen spiegelt sich die gespannte Seele ihres Schöpfers. Meyer war ein Ästhet, der in der Ordnung Zuflucht suchte und in der Kunst die höchste Form von Klarheit fand.
Die letzten Jahre waren überschattet von Krankheit und innerer Dunkelheit. 1892 wurde er in eine Nervenheilanstalt eingewiesen, aus der er nicht mehr schöpferisch zurückkehrte. Am 28. November 1898 starb er in Kilchberg bei Zürich. Sein Grab liegt mit Blick auf den See – still, streng, von jener Ruhe umfangen, die er im Leben vergeblich suchte.
Werke:
|