Komtess Martha Althaus, die spätere Gräfin Dotzky, gehörte zu jenen jungen Frauen der Wiener Hocharistokratie Ende des 19. Jahrhunderts, die alles hatten, was sie nur begehren konnten: Reichtum, Rang und Liebe.
Nach kurzer Ehe jedoch verliert sie den Mann und Vater ihres Kindes „ans Vaterland“ in Italien, wo Österreich gegen Sardinien und Frankreich kämpft. Da beginnt sie aus ihren konkreten Erfahrungen mit dem menschenverachtenden Unsinn und der Widernatürlichkeit des Krieges Schlüsse zu ziehen, die in der allgemeinen Öffentlichkeit auf Unverständnis stossen und sie in krassen Widerspruch zu ihrer Gesellschaftsschicht bringen.
Dieses Buch, 1889 erstmalig erschienen, erreichte bis 1905 37 Auflagen; übersetzt in 16 Sprachen, wurde es zu einem Welterfolg.
Die Erkenntnisse der Ich-Erzählerin sind für uns heute nicht nur von historischem Interesse, sondern werfen Fragen auf, die auch 100 Jahre nach ihrer Niederschrift von beklemmender Aktualität sind.
In Die Waffen nieder! beschrieb Bertha von Suttner die schrecklichen Folgen des Kriegs. Sie wandte sich gegen die Normalität der Gewalt in einer Zeit, in welcher der Krieg als legitimes Mittel zur Fortsetzung der Politik erschien.
Entstehung: Der Russisch-Türkische Krieg von 1877 / 78 ließ in Suttner das pazifistische Gedankengut reifen. Die Berichte von den zahlreichen Opfern weckten in ihr den Wunsch, zusammen mit ihrem Mann beim Roten Kreuz Verwundete zu pflegen. Da man aber nicht bereit war, sie gemeinsam am selben Ort einzusetzen, zog sie einen entsprechenden Antrag zurück. Mit ihrer schriftstellerischen Tätigkeit und insbesondere mit Die Waffen nieder! glaubte von Suttner, dem Frieden auf eine andere Art einen Dienst leisten zu können. Sie lehnte es bewusst ab, für ihr Friedensplädoyer die Form eines Sachbuchs zu wählen, weil sie glaubte, mit einem Roman ein größeres Publikum zu gewinnen.
Inhalt: Die zentrale Figur des autobiografisch angelegten Romans ist Martha Gräfin Althaus, deren Leben durch vier Kriege bestimmt wird. Im Österreichisch-Italienischen Krieg von 1859 verliert Martha ihren ersten Mann Graf Arno Dotzky. Daraufhin zieht sich die erst 19-jährige Witwe mit ihrem kleinen Sohn Rudolf aus dem Wiener Gesellschaftsleben zurück und entwickelt sich zu einer überzeugten Pazifistin. In ihrem zweiten Ehemann Baron Friedrich Tilling findet Martha einen Gleichgesinnten, der ihre Auffassung über den Unsinn des Kriegs teilt, obwohl er ein Offizier in österreichischen Diensten ist.
Im Preußisch-Dänischen Krieg von 1864, an dem Österreich auf der Seite Preußens teilnimmt, und im Krieg Österreichs gegen Preußen 1866 muss Martha um das Leben ihres Mannes bangen. Im Gefolge des Kriegs bricht die Cholera aus, an der Marthas Geschwister sterben. Dieser Verlust bricht ihrem Vater, bis dahin ein entschiedener Militarist, das Herz. Er stirbt mit einer Verfluchung des Kriegs auf den Lippen. Friedrich Tilling nimmt seinen Abschied, um sich zusammen mit Martha der Friedensbewegung widmen zu können. Bei einem Aufenthalt in Paris werden Martha und Tilling vom Ausbruch des Deutsch-Französischen Kriegs (1870 / 71) überrascht: Tilling wird als vermeintlicher preußischer Spion standrechtlich erschossen. Marthas Sohn Rudolf nimmt die Ziele seiner Mutter und seines Stiefvaters auf und beginnt, sich für den Pazifismus einzusetzen.
Wirkung: Die Waffen nieder! löste u. a. deshalb ein breites Echo aus, weil Suttner nicht nur die Friedensthematik, sondern auch Fragen der Stellung der Frau in der Gesellschaft aufgriff. Der Roman wurde überwiegend mit Begeisterung aufgenommen und fand seine prominentesten Fürsprecher in Alfred Nobel (1833–96) und Leo R Tolstoi. Er wurde schon bald in alle Kultursprachen übersetzt und 1916 sowie 1952 verfilmt. N. H.
Über den Autorin: Bertha von Suttner (1843-1914), die Autorin des Romans, war entscheidend beteiligt an der Gründung der Friedensgesellschaften in Deutschland und Ungarn. 1905 erhielt sie als erste Frau den Friedensnobelpreis.
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