Hark Olufs

Friesischer Seemann, Sklave und Offizier in osmanischen Diensten
Hark Olufs wurde 1708 im friesischen Nebel auf der Insel Amrum geboren. Mit 16 Jahren wurde er während einer Handelsfahrt von algerischen Korsaren gekapert und an die Küste Nordafrikas verschleppt. In Algier als Sklave verkauft, durchlief Olufs mehrere Stationen, ehe er in Constantine, einer Provinz des Osmanischen Reichs, am Hof des Bey diente. Dank seines Talents, seines Fleißes und seiner Anpassungsfähigkeit stieg er dort vom einfachen Sklaven zum Offizier auf – als Kavalleriehauptmann, Schatzmeister und schließlich Generaladjutant.
Nach zwölf Jahren in Gefangenschaft wurde er 1735 freigekauft und kehrte in seine Heimat zurück. Sein 1747 veröffentlichter autobiografischer Bericht „Lebensbeschreibung eines in Algier versklavten Amrumer Seemanns“ zählt zu den bemerkenswertesten Zeugnissen europäischer Sklaverei in der frühen Neuzeit. Er dokumentiert nicht nur persönliche Erfahrungen, sondern bietet auch Einblicke in die Kultur und Gesellschaft des Osmanischen Nordafrika.
Hark Olufs starb 1754 in seinem Heimatdorf Nebel. Sein Grabstein auf dem dortigen Friedhof existiert bis heute – eine Rarität angesichts seiner bewegten Biografie.
Der Grabstein erinnert daran, wie außergewöhnlich sein Lebensweg war – vom einfachen Schiffsjungen zum osmanischen Offizier und zurück zum friedlichen Leben auf Amrum.
Hark Olufs Grabstein – nach Restaurierung

Um den oberen Rand steht auf einem Spruchband: „Hier liegt der grosse Kriegesheld, ruht sanft auf Amrom Christenfeld.“ Darunter steht sein ganzer Lebenslauf: „Als seeliger Harck Olufs, so daselbst gebohren auf Amrum Anno 1708 den 19. Julii. Bald darauf in sein jungen Jahren von den türckischen Seeräubern zu Algier ist er A[nn]o 1724 d[en] 24. Martii gefangen genommen worden. In solcher Gefangenschaft aber hat er dem türkischen Bey zu Constantin als Casnadaje 11 und ein virtel Jahr gedinet, bis ihm endlich dieser Bey A[nn]o 1735 d[en] 31. October aus Gewogenheit zu ihm seine Freyheit geschencket, da er denn das folgende Jahr darauf als A[nn]o 1736 d[en] 25. April glücklich wiederum alhier auff seinem Vaterland angelanget ist, und sich also A[nn]o 1737 in dem Stande der heiligen Ehe begeben mit Antje Harken, so nun sich nebst 5 Kindern in den betrübten Wittwestande befindet. In solcher Ehe haben sie aber einen Sohn und 4 Töchtern gezeugt. So mit ihr alle den Tod ihres Vaters fühlen müssen, da er gestorben ist A[nn]o 1754 d[en] 13. October, und sein Leben gebracht auf 46 Jahr und 13 Wochen.“ Der
Text auf der Rückseite lautet:
„Gott gebe dem Leibe eine fröliche Auferstehung am jüngsten Tage.
An den Meinigen ruff ich aus dem Grabe noch diese Zeilen zum Andencken zurück:
Ach leider: In meinen Jungen-Jahren
Müst ich zum Raub der Algierer fahren
Und halten fast zwölff Jahr die Slaverey.
Doch machte Gott durch seine Hand mich frey.
Darüm sage ich noch einmal:
Ich weis, mein Gott, ich muß nun sterben.
Ich will, eins aber bitt ich aus.
Las doch die Meinigen nicht verderben.
Bewahre du das Witwenhaus.
Ach Gott, weil ich nicht sorgen kan,
so nim dich Frau und Kinder an.”
Nach Hark Olufs’ Tod knüpfte sich eine Wiedergängersage an ihn, und es wurde erzählt, dass er zwischen dem Friedhof und seinem Haus umging. Udo Weinbörner und Anne Kordasch verfassten historische Romane auf der Grundlage der Abenteuer Olufs’.
Werke:
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