Robert Louis Stevensons Gedichtband A Child’s Garden of Verses (1885) ist ein poetischer Rückblick auf die Welt der Kindheit – gesehen mit den Augen eines Erwachsenen, der sich an die klare, staunende Wahrnehmung jener frühen Tage erinnert. In zarten, musikalischen Versen entfaltet sich ein ganzer Kosmos aus Licht, Spiel und Phantasie, aber auch aus Einsamkeit und Verlust.
Stevenson gelingt es, die Sprache des Kindes zu sprechen, ohne sie zu verraten: Seine Gedichte wirken einfach, tragen jedoch eine stille Tiefe in sich. In The Land of Counterpane verwandelt sich das Krankenzimmer in ein Land voller Abenteuer; Bed in Summer klagt über die langen Tage, an denen man schlafen muss, während draußen die Sonne scheint. Es sind Momentaufnahmen, die das flüchtige Glück und die Unruhe der Kindheit festhalten – zwischen Traum und Realität, zwischen Geborgenheit und Freiheitsdrang.
Zugleich ist dieser „Garten der Verse“ kein ungetrübtes Paradies. Hinter der melodischen Form schwingt oft Wehmut mit: das Wissen, dass die Zeit vergeht und das Kind, das wir waren, unwiederbringlich verloren ist. In späteren Gedichten wie To Any Reader klingt diese Trauer offen an – das Kind ist längst „gone away“, die Spiele sind verstummt, nur die Erinnerung bleibt.
Heute wird Stevensons Werk auch kritisch gelesen, denn einzelne Texte spiegeln den kolonialen Blick ihrer Zeit. Doch gerade in dieser Spannung zwischen poetischer Reinheit und historischem Kontext liegt seine Bedeutung: Es zeigt, wie sehr Poesie ein Zeitdokument sein kann – schön, empfindsam, aber nie ganz unschuldig.
Ein Klassiker der Kinderlyrik, der Erwachsene ebenso berührt wie junge Leser. Seine Kraft liegt in der Einfachheit, in der Wärme des Tons und in der ehrlichen Sehnsucht nach einem verlorenen Blick auf die Welt.
Robert Louis Stevenson (1850 – 1894) Tusitala – der Erzähler der Geschichten
Robert Louis Stevenson, geboren am 13. November 1850 in Edinburgh, war ein schottischer Schriftsteller, Dichter und Reiseschriftsteller – ein Romantiker mit feinem Gespür für das Abenteuer des Geistes. Schon früh von schwacher Gesundheit, verbrachte er viele Jahre auf der Suche nach milderem Klima und fand schließlich auf der fernen Südseeinsel Samoa seine letzte Heimat.
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