Zu den erfolgreichsten Erzählungen Aanruds gehört die Darstellung von Sidsel Langröckchen (1903), einem norwegischen Hirtenmädchen, das seinen Beinamen Langröckchen wegen seines überlangen Rocks, einem Weihnachtsgeschenk seines Bruders, erhält.
Hans Aanrud entstammte einer bäuerlichen Familie und wuchs in einem Bergtal in Mittelnorwegen auf. Er besuchte eine Lateinschule und übte dann den Beruf eines Privatlehrers aus. Als er mit seiner Schriftstellertätigkeit erste Erfolge erzielen konnte, verlegte er seinen Wohnort in die Hauptstadt Oslo. Dort fungierte er als Literatur- und Theaterkritiker. Er war auch von 1911 bis 1923 Berater am Nationaltheatret in Oslo.
Aanrud erreichte Bekanntheit durch volkstümlich-realistische Beschreibungen des bäuerlich geprägten Lebens seines heimatlichen Tales, bevor dort das Industriezeitalter Einzug hielt. Dabei wird die Denkart der einfachen Bauern zum Teil in mundartlichen Dialogen und in ihrer schlichten, gemütlichen Ausdrucksweise vorgetragen. Die Landschaft wird stimmungsvoll beschrieben, und humorvolle Züge überwiegen bei weitem tragische Akzente. Charaktere, Handlung und Landschaftsbeschreibung bilden dabei stets eine Einheit. Oft sind Kinder die Protagonisten von Aanruds Erzählungen, die deshalb zu beliebten Kinderbüchern wurden. Aanrud selbst hatte dagegen diese Lektüre für ältere Leser intendiert. Im übrigen Skandinavien, in Großbritannien und Deutschland wurden seine Erzählungen bald in Übersetzungen verbreitet. |