Eugène Sue, eigentlich Joseph-Marie Sue (* 10. Dezember 1804 in Paris; † 3. August 1857 in Annecy) war ein französischer Schriftsteller. Dieser heute kaum mehr bekannte Autor war in den 1840er Jahren einer der meistgelesenen und einflussreichsten Romanciers Frankreichs.
Er ist in die Literaturgeschichte eingegangen als einer der Begründer des Fortsetzungsromans in Tageszeitungen und als Verfasser des vielleicht erfolgreichsten Feuilletonromans überhaupt, Les mystères de Paris (dt. Die Geheimnisse von Paris).
Wirkung
Sues Fortsetzungsromane der 1840er Jahre und ihre zahllosen Übersetzungen und Nachahmungen in ganz Europa bedeuteten den Durchbruch des neuen Genres des Fortsetzungsromans im Feuilleton der vielen neu gegründeten Tageszeitungen, die sich ihrerseits von leicht konsumierbarem Lesestoff für ein breites Publikum höhere Käuferzahlen und größere Marktanteile erhofften.
Von allen ausländischen Autoren im 19. Jahrhundert hat Sue neben Charles Dickens den tiefgreifendsten Einfluss auf die zeitgenössische deutsche Literatur ausgeübt, und zwar von der Hoch- bis in die Bereiche der Trivialliteratur und Kolportage. Das trifft besonders auf die „Geheimnisse von Paris“ zu, die unmittelbar nach ihrem Erscheinen in Deutschland in zahlreichen Parallelübersetzungen kursierten und eine Flut von Nachahmern hervorriefen. Vor allem Autoren anspruchsloser Unterhaltungsliteratur wollten die „Geheimnisse“ europäischer Haupt- und deutscher Residenzstädte enthüllen und fassten erstmals die kriminelle Unterwelt und soziale Gebrechen urbanen Lebens ins Auge. Sue färbte sowohl auf den sozialen Roman im Vor- und Nachmärz (Ernst Dronke, Hermann Klencke, Luise Mühlbach, Theodor Oelckers, Louise Otto-Peters, Robert Prutz, Georg Weerth, Ernst Willkomm) ab, als auch auf Autoren des Realismus von Gutzkow und Raabe über Gustav Freytag bis zum alten Fontane. Fontane rechnete noch 1889 Sues „Geheimnisse von Paris“ und „Der ewige Jude“ zu den „besten Büchern“ überhaupt. Während jedoch die Autoren des Poetischen Realismus die soziale Wirklichkeit nach 1850 verklärend darstellten, ausblendeten oder humoristisch übertünchten (darin Dickens folgend), verfuhr Sue während der 1840er Jahre in seiner Wirklichkeitsdarstellung schon viel radikaler und kann als Vorläufer der naturalistischen Bewegung gelten. Sue hat nicht nur den deutschen Feuilletonroman beflügelt, sondern auch eine immense Wirkung auf die Entwicklung des Kolportageromans von John Retcliffe bis Karl May ausgeübt.
Der Beitrag Sues zur Bewusstmachung der sozialen Probleme der Zeit ist ebenfalls kaum zu überschätzen. Ein Zeuge hierfür ist Friedrich Engels, der im Februar 1844 schreibt: „Der wohlbekannte Roman von Eugène Sue, die ‚Geheimnisse von Paris‘, hat auf die öffentliche Meinung, ganz besonders in Deutschland, tiefen Eindruck gemacht; die eindringliche Art, in der dieses Buch das Elend und die Demoralisierung darstellt, die in großen Städten das Los der ‚unteren Stände‘ sind, mußte notwendig die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Lage der Armen im allgemeinen lenken.“ Nur ein Jahr später nahmen Marx und Engels eine Rezension von Sues Werk durch den Junghegelianer Franz Szeliga (d. i. Franz von Zychlinski) zum Anlass, sich in der „Heiligen Familie“ kritisch mit dem Roman auseinanderzusetzen. „Systematisch und mit beißendem Sarkasmus werden Sues unkontrollierte, journalistische Einfälle und die Inkonsequenzen seines von Fourier entlehnten Sozialutopismus, der nur dem Sensationsbedürfnis des Lesers diene, erbarmungslos zerpflückt und widerlegt.“
Eine andere Wirkung ist die Aufnahme von Passagen aus Les Mystères du Peuple durch Maurice Joly in seinen Gesprächen in der Unterwelt zwischen Machiavelli und Montesquieu von 1864, die wiederum eine wesentliche Grundlage der bis heute weitverbreiteten antisemitischen Kampfschrift Protokolle der Weisen von Zion bilden.
Eine fünfteilige Miniserie, die sich an den Fortsetzungsroman Die Geheimnisse von Paris anlehnte, wurde 1982 im Ersten Deutschen Fernsehen ausgestrahlt.
Quelle:
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Das Mährlein von Fletsch und Winzelchen.
Eine hübsche und belehrenden Geschichte für Kinder nach Eugène Sue bearbeitet von Franz Lauter und Hans-Jürgen Horn.
Mit 8 colorierten Bildern von J. B. Sonderland.
Erschienen in Frankfurt a. M., beim Verlag der E Uhlamnn’schen Buch-, Kunst- und Antiquariats-Handlung im Jahre 1844.
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Band 1 - 8 von Martin das Findelkind, oder Memoiren eines Kammerdieners von Eugène Sue.
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Auszug: "In der Mitte der Rue de Grammont war im Jahre 1815 eine sehr frequente Tabakshandlung; es fehlte nichts in derselben: eine stets brennende Lampe stand auf dem Tische, daneben die ungeheure Tabaksdose, und vor dem Laden eine vier Fuß hohe Statue, welche einen Tabakschnupfer .... Weiterlesen... | |