Wilkie Collins’ Erzählung „Das schwarze Häuschen auf dem Moor“ (The Black Cottage, 1859) entfaltet in knapper, aber präziser Sprache ein düsteres Szenario zwischen Naturgewalt und seelischer Bedrängnis. Inmitten eines unwirtlichen Moorgebiets steht ein kleines, schwarz getünchtes Haus – ein Sinnbild der Abgeschlossenheit und der Angst, aber auch des Durchhaltewillens seiner Bewohner.
Collins, Meister des viktorianischen Spannungsromans, verdichtet hier das Motiv des „eingeschlossenen Raumes“ zu einer Allegorie auf menschliche Unsicherheit. Die Isolation des Hauses spiegelt die innere Bedrängnis der Figuren, die sich gegen äußere Bedrohungen – Räuber, Sturm, Einsamkeit – ebenso behaupten müssen wie gegen ihre eigenen Ängste. Der Autor versteht es meisterhaft, Landschaft und Stimmung zu verweben: das Pfeifen des Windes, das Knarren des Holzes, das Zittern des Lichts – sie werden zu seelischen Chiffren.
Trotz der Kürze besitzt die Geschichte eine bemerkenswerte emotionale Dichte. Collins verzichtet auf übermäßige Effekte und erreicht Spannung durch Andeutung, psychologische Beobachtung und rhythmische Erzählweise. Das Werk steht damit in einer Reihe jener kleineren Prosaformen, die seine großen Romane vorbereiten – Miniaturen einer Welt, in der das Unheimliche immer schon in der Gewöhnlichkeit lauert.
Ein frühes, eindrückliches Beispiel für Collins’ Fähigkeit, das Alltägliche in Bedrohung zu verwandeln – und das Moralische im Dunkel des Moores aufleuchten zu lassen.
Übersetzer: Verlag von Otto Jahnke, 1872
Editor: Hans-Jürgen Horn |