Lili Grün

Melancholische Chronistin der Großstadt – Stimme der entrechteten Moderne
Lili Grün (eigentlich Elisabeth Grün; * 3. Dezember 1904 in Wien; † 6. Juni 1942 im Vernichtungslager Maly Trostinez bei Minsk) war eine österreichische Schriftstellerin, Kabarettistin und Schauspielerin.
Grün entstammte einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Wien. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern musste sie sich selbständig durchschlagen und fand in der lebendigen Kulturszene der 1920er- und 1930er-Jahre ihre künstlerische Heimat. Sie schrieb Gedichte, Chansons, Theaterstücke sowie Romane und war zugleich als Darstellerin auf kleineren Bühnen tätig. Ihre literarische Stimme ist geprägt von einer Mischung aus feinsinniger Ironie, scharfer Gesellschaftskritik und poetischer Melancholie.
1935 erschien ihr bekanntester Roman Alles ist Jazz, ein Zeitbild der urbanen Moderne, das das Lebensgefühl einer jungen Frau zwischen Bohème, Armut und Aufbruchssehnsucht einfängt. Auch ihre weiteren Texte widmen sich oft den Widersprüchen weiblicher Emanzipation im Schatten wirtschaftlicher Not und politischer Bedrohung.
Mit dem „Anschluss“ 1938 verschlechterte sich ihre Lage dramatisch. Als Jüdin war Grün fortan Entrechtung, Verfolgung und Isolation ausgesetzt. 1942 wurde sie nach Minsk deportiert und im Vernichtungslager Maly Trostinez ermordet.
Heute gilt Lili Grün als wichtige literarische Stimme der Zwischenkriegszeit, deren Werke ein eindringliches Bild vom Alltag junger Frauen in der modernen Großstadt und von den zerstörten Hoffnungen einer ganzen Generation vermitteln.
Werke:
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