Marcus Clarkes Roman Deportiert auf Lebenszeit (For the Term of His Natural Life, 1874) gehört zu den großen Klassikern der australischen Literatur. Mit scharfem Blick schildert Clarke das Schicksal von Rufus Dawes, der unschuldig der Täterschaft bezichtigt und zu lebenslanger Verbannung in die Strafkolonien verurteilt wird.
Das Werk entfaltet sich zwischen der düsteren Realität der Gefängnisse in Tasmanien und der inneren Zerrissenheit seiner Figuren. Clarke hat sich bei offiziellen Berichten, Reisen und eigener Recherche bedient, um die unmenschlichen Zustände in den Strafanstalten minutiös darzustellen. Dadurch wird das Buch zu einem literarischen Dokument, das ebenso historische Quelle wie bewegender Roman ist.
Besonders eindrucksvoll ist der Kontrast zwischen Hoffnung und Verzweiflung: Während Dawes an seiner Würde festhält, verdeutlichen die grausamen Aufseher und das erbarmungslose System die Abgründe kolonialer Macht. Clarke verzichtet auf einfache Schwarz-Weiß-Malerei – er zeigt vielmehr, wie ein System selbst den Charakter von Menschen deformiert.
Trotz der Härte der Thematik bleibt das Werk spannend und erzählerisch dicht. Manche Wendungen wirken konstruiert, doch die Gesamtwirkung bleibt überwältigend. Deportiert auf Lebenszeit zwingt die Lesenden, sich mit einer verdrängten Vergangenheit auseinanderzusetzen – und mit der Frage, wie fragile Gerechtigkeit ist, wenn Macht missbraucht wird.
Übersetzer: Kleines Roman-Magazin, 1876-3
Editor: Hans-Jürgen Horn |