Mary Elizabeth Braddon, die große Erzählerin der viktorianischen Sensationsliteratur, entfaltet in Ans bittere Ende eine Geschichte, die mit pastoralem Zauber beginnt und in dunklere Tiefen gesellschaftlicher und seelischer Konflikte führt. Im Mittelpunkt steht ein junger Barrister, der dem Lärm und den Konventionen Londons zu entkommen sucht und in der ländlichen Idylle Erholung erwartet. Doch die Begegnung mit der schönen Tochter eines Landwirtes verändert alles: Was als zufällige Annäherung beginnt, wird zur verhängnisvollen Verstrickung aus Leidenschaft, Pflicht und gesellschaftlicher Erwartung.
Braddon versteht es meisterhaft, aus den vertrauten Versatzstücken der Romantik und des Gesellschaftsromans eine Erzählung von eigentümlicher Spannung zu formen. Sie zeichnet Figuren, die niemals bloß Typen sind, sondern von inneren Widersprüchen getrieben: zwischen Gefühl und Vernunft, Selbstbehauptung und Unterordnung, Sehnsucht und Resignation. Ihr Erzählen gleicht einem Gewebe aus Ironie, feiner Psychologie und atmosphärischen Landschaftsschilderungen, in denen der Kontrast von Licht und Schatten unaufhörlich mitschwingt.
Veröffentlicht 1872 zunächst als Fortsetzungsroman in der Zeitschrift Belgravia, entfaltete die Geschichte ihren Reiz durch den rhythmischen Wechsel von ländlicher Idylle, gesellschaftlichem Druck und dramatischen Wendungen. Leserinnen und Leser der viktorianischen Zeit wurden durch die regelmäßigen Cliffhanger in Bann gehalten – und bis heute hat der Text nichts von seiner literarischen Spannung verloren.
Ans bittere Ende ist mehr als eine Liebesgeschichte: Es ist ein Roman über menschliche Grenzen, über die Macht sozialer Konventionen und über das Schicksal, das unausweichlich auf die Figuren zusteuert. Ein Werk voller Intensität und feiner Beobachtung, das uns den Atem der viktorianischen Welt spüren lässt – bis zum bitteren Ende.
Diese Ausgabe wurde von Hans-Jürgen Horn sorgfältig editiert und Zulu-Ebooks dankenswerterweise zur Verfügung gestellt.
|