Hendrik Conscience (* 3. Dezember 1812 in Antwerpen; † 10. September 1883 in Elsene bei Brüssel) war ein flämischer Erzähler und Mitbegründer der flämischen Literatur.
Bedeutung
Während die Niederlande auf eine jahrhundertealte, ruhmreiche Literaturtradition verweisen konnten, verhinderten Vorurteile einer Französisch sprechenden Bourgeoisie die Anerkennung der Sprache in den flandrischen Provinzen Belgiens.
Die Abspaltung von den Niederlanden im Jahr 1830 hatte einen so großen Keil zwischen die beiden Brudervölker und ihre Sprachen getrieben, dass lange Jahre auf belgischer Seite kaum niederländischsprachige Literatur entstand. Genau in dieser Situation schuf Conscience eine niederländischsprachige Leserschaft und setzte sich für die nationale Bewusstwerdung ein.
1830 schrieb er: „Ich weiß nicht, wie es ist, aber ich bekenne, dass ich an den echten Flamen etwas unbeschreiblich Romantisches, Mysteriöses, Tiefgründiges, Energisches, ja Wildes finde. Sollte ich je die Fähigkeit zum Schreiben besitzen, werde ich mich mit ganzer Kraft der flämischen Komposition widmen.“ Die Gedichte, die er als Soldat schrieb, waren seine einzigen französischen Werke.
Dem geborenen Künstler gelang in seinem Schaffen eine seltene Verbindung aus Fantasie, Idealisierung und Realität. Er besaß ein ausgeprägtes Gefühl für Sprachmusik, besonders aber für Farben und Stimmungen. Die Fülle an romantischen Themen und Motiven, mit denen er sich beschäftigte, blieb in Belgien ohne Beispiel. Er war aber nicht nur der volkstümlichste Autor Flanderns, sondern nimmt wegen seiner an Sir Walter Scott und Victor Hugo anknüpfenden historischen Romane De leeuw van Vlaenderen, Jacob van Artevelde und De boerenkrijg (1798) und seiner mit Berthold Auerbach und George Sand vergleichbaren Landschaftsbeschreibungen und Idyllen auch einen hohen Stellenwert in der europäischen Literatur ein.
Quelle:
Wikipedia Werke: Mit immer regerer Theilnahme sah Deutschland in den letzten Tagen auf die Strebnisse der Fläminge. Wo aber, von denselben die Rede war und ist, da wird Conscience’s Name vor Allen genannt als der eines der Ersten, der sich für die Sache seines Volkes in die Bresche warf, der mit der größten Kraft an dem schlummernden Nationalgeiste rüttelte und zumeist zu seinem Erwachen beitrug. Darum .... Weiterlesen... | |
In einem Dorfe zwischen Hoogstraten und Calmpthout in den Antwerpener Kempen wohnte Peer Gansendonck, der Baas der Wirthschaft zum Heiligen Sebastian.
Ich habe ihn gekannt nach 1830, als ich Soldat war; aus jener Zeit weiß ich aber Nichts mehr von ihm, als nur, daß er weder Soldaten noch Bauern leiden konnte und am Liebsten mit Officieren zu thun hatte; auch war er .... Weiterlesen... | |
Auszug: "»Nun, Käthchen, was sagst du zu dem göttlichen Wetter, zu dem herrlichen Mai! Wehr nicht die Luft so sanft und süß wie Butter und Milch?«
»Wie mir dabei zu Muthe ist's sieh, Annamarie, tanzen möchte ich vor Vergnügen darüber. Ich weiß nicht, wie es kommt, aber es durchzuckt mich dieser erste Sonnenstrahl mit köstlichem Behagen, und dringt mir gar wonnig durch Mark und .... Weiterlesen... | |
Auszug: "Was ich erzählen werde, hat sich vor ungefähr 20 Jahren in der Nähe einer Vlämischen Gemeinde zugetragen, welche ich mit dem veränderten Namen: Bolderhout bezeichnen will, um nicht einen sehr geachteten Bürger durch die Erinnerung an einen traurigen Vorfall zu betrüben.
Bolderhout liegt an der Eisenbahn, nicht ganz zwei Stunden von der Stadt. Obwohl das Dorf sehr .... Weiterlesen... | |
Auszug: "Es war Winter; der Schnee deckte die Natur wie das Bahrentuch einer Jungfrau; Felder und Wiesen waren eingeschlummert: doch war ihr Schlaf so ruhig und so voll Hoffnung auf ein fröhliches Erwachen, daß selbst der Anblick dieser einförmigen Leblosigkeit das Herz nicht ganz trostlos ließ.
Und es war kein Wunder! Am blauen Himmel glänzte heiter die Wintersonne, die ihr .... Weiterlesen... | |
Auszug: "Die junge Frühlingssonne stand in vollem Glänze auf ihrer blauen Himmelsbahn. — Als wäre sie das majestätische Gesicht der Gottheit, die mit lächelndem Blicke der Schöpfung zuriefe. »Auf! Auf! der Winter ist vorüber, erwache zu neuem Leben, und erfreue dich meines Anblicks« — so milde leuchtete sie über Feld und Haide, und erfaßte den nackten Boden mit der Gluth ihrer .... Weiterlesen... | |
Auszug: "Im Frühling des Jahres 1854 machte ich eine Reise nach Brüssel, um mit verschiedenen meiner Freunde über gewisse, die vlämische Literatur betreffende Angelegenheiten zu berathen.
Eines Nachmittags unternahmen wir gemeinschaftlich einen Spaziergang nach dem Tercameren-Busch.
Das Wetter war herrlich; hell strahlte die Sonne an dem wolkenlosen Himmel, dass .... Weiterlesen... | |
Auszug: "An einem schönen Sommertage des Jahres 1846 rollte die Diligence von Antwerpen nach Turnhout wie gewöhnlich über den Steinweg. Die Pferde trappelten, die Räder rasselten, der Wagen knurrte, der Kutscher schnalzte mit der Zunge um die Pferde anzutreiben, in der Ferne schlugen die Hunde an, die Vögel schossen aus den Feldern in die Höhe . . . der Schatten lief .... Weiterlesen... | |
Auszug: "Zwei schlichte, sonntäglich gekleidete Landbewohner kehrten an einem Nachmittag von der benachbarten Stadt nach ihrem Dorfe zurück.
Die Landschaft, die sie durchwanderten, war eine der Schönsten des Hagelandes. Die Straße schlang sich, quer durch den braunen Eisenstein gehauen, neben einem Hügelrücken in wundersamen Wellenlinien über Höhen und Tiefen dahin, bis zu .... Weiterlesen... | |
Auszug: "In den letzten Jahren des fünfzehnten Jahrhunderts, in der Zeit, da dem Herzoge Karl von Burgund als Grafen von Flandern gehuldigt wurde, bildeten die Nachkommen der Kerle, nämlich die Feld- und Seekerle, welche die Dörfer der Veurne, Ambacht und des Brügge’schen Brye bewohnten, noch eine besondere Volksklasse, welche ihre eigenen Gesetze und ihre eigene Gerichtsbarkeit behalten .... Weiterlesen... | |
Auszug: "Inmitten einer waldigen Gegend Westflanderns, zwischen Thourout und Yperen, stand noch um die Mitte des fünfzehnten Jahrhundert: in unverändertem Styl die alte Burg Staden, der Stammsitz einer freien Herrschaft, von der verschiedene andere Herrschaften, wie Vallenare, Wankaerde, Westwalle und Lobenstein, abhängig waren.
Feste Watte umgaben sie, und tiefe Gräben, aus .... Weiterlesen... | Hendrik Conscience Deutsch CC 3: by-nc-nd 22.03.2021 615.96 KB 121 713 | |
Auszug: "Meine Nichte Frederika, die kleine, liebe — Gott sei ihrem armen Seelchen gnädig — fragte mich oft mit thränenden Augen, warum ihre Mitschülerinnen immer spottend sagten: »Du stehst da wie die hölzerne Clara.« Sie wußte so gut als ich, daß hölzerne Clara der Name eines Bildes war, was an der Treppe des Antwerpner Mägdehauses (Waisenhaus für Mädchen) stehet, aber sie .... Weiterlesen... | |
Auszug: "In einem Nachmittage im Monat Januar 1847 schritten zwei Jünglinge singend, jauchzend und voll Lebensluft über die Landstraße, die von Ninove nach Brüssel führt.
Sie konnten kaum das Alter von sechszehn Jahren erreicht haben und hatten ganz das Aussehen von Studiosen des Athenäums, welche die Freiheit des Sonntags dazu benutzten, um den Schulstaub von ihren Schultern .. Weiterlesen... | |
Auszug: "In dem weiten Corridor seines Landhauses, nicht fern von Avelgem gelegen, stand der alte Herr Sommer, und horchte mit allen Anzeichen der Ungeduld und Unruhe, ob sich draußen vor der Thür noch immer kein anderes Geräusch vernehmen ließe, als das Stampfen der Pferde und die Fußtritte des harrenden Kutschers.
Sehr aufgeregt mußte der alte Herr sein, und Gedanken .... Weiterlesen... | |
Antwerpen’sches Sittengemälde von Hendrik Conscience.
Auszug: "Ich habe das »Blaue Häuschen« in dem »Grünen Winkel« gut gekannt — und ich weiß noch, als wäre es gestern geschehen, daß der schönste Windvogel, den ich je besitzen mochte, an die Ecke seines Schornsteins stieß und zerriß.
Es stand an der Chaussee draußen vor dem Borgerhout’schen Thore .. Weiterlesen... | |
Ein Sittengemälde von Hendrik Conscience.
Auszug: "Im Erdgeschoß eines Häuschens in der Winkelstraße zu Antwerpen saß Annemarie, die arme Wittwe des verunglückten Matrosen Jan Boots, und beschäftigte sich mit den Aendern und Flicken beschädigter Kornsäcke.
Das Stübchen, in welchem sie saß, zeugte durch seine traurige Leere von dem Elende seiner Bewohner. .... Weiterlesen... | |
Geschichte des Grafen Hugo von Craenhove und seines Freundes Abulfa.
Verziert mit zwanzig großen Bildern von Ed. Dujardin.
Auszug: "Um das Jahr 1360 lag noch zwischen den Dörfern Wyneghem und Santhoven, drei Stunden von Antwerpen, ein wüster und dunkler Wald. Die Eiche, der Gott der nordischen Wälder, schoß ihre stolze Krone gen Himmel; der treue Epheu klammerte sich in .. Weiterlesen... | |